Grußwort des 1. Vorsitzenden

Grußwort des 1. Vorsitzenden Markus Müller-Tenckhoff

Liebe Berlinerinnen, liebe Berliner, liebe Besucher der Stadt,

sind wir Stadtführerinnen und Stadtführer Märchenerzähler? Ein Kompliment ist das nicht. Als ich meine Ausbildung zum Stadtführer gemacht habe, ermahnten mich die Busfahrer:„Markus, was Du sagst, muss stimmen – muss immer richtig sein!“

„Storyteller“ – wird oft angefragt. Stadtführerinnen und Stadtführer, die zu berichten, viel zu erzählen wissen.

Märchen und Sagen entstanden zu einer Zeit, als es z.B. keine „Social Media“ gab. Es gab keine Telefone, keine Autos, kein Fernsehen. Märchen sind weltliche Geschichten, nicht religiös und Götter spielen kaum eine Rolle und dennoch voller Zauber. Hauptfiguren sind oft Personen, die zurückgestellt, vertrieben und gar ausgestoßen wurden – auch von Familienangehörigen. Märchen sind Schicksalserzählungen und enden oft mit einem guten Ende. Die Hoffnung stirbt zuletzt „und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“. Die Erfahrungen und Geschichten der Vorfahren wurden gesammelt, märchenhaft und liebevoll von den Älteren an die Jungen weitergegeben und an die Instinkte appelliert: Der Wald steht für die Orientierungslosigkeit, das Ungewisse, das Unbekannte – für das Leben, Hans für das, was heute „Peter Pan-Syndrom“ genannt wird, Gretel für die Vernunft, denn wer nicht fragt, der auch nicht gewinnt, das Hexenhaus mit den einladenden Engel für die Verführung – auch Werbung genannt und die Hexe für das Böse – für das Unheil, das mit Geschick und Taktik besiegt werden kann.

Die Welt hat sich grundsätzlich nicht geändert. Pest, Kriege, Ausgrenzung und Vertreibung gehen bis in Gegenwart. Die Geschichte Deutschlands und Berlins sollte nicht märchenhaft erzählt werden, sondern muss sich feinfühlig auf Fakten berufen. Oft macht es Sinn, weniger zu sagen. Freiheit heißt, entscheiden zu dürfen, was erzähle ich und was erzähle ich nicht; sich feinfühlig auf die Zielgruppe einzustellen, um grundsätzlich unseren Besuchern und Gästen eine schöne Zeit in Berlin zu gewährleisten, sie ggf. zur Wiederkehr zu gewinnen und Vorurteile abzubauen, Atmosphäre zu erlauben, die auf die schönen Seiten und Sehenswürdigkeiten hinweisen und das Unbekannte bekannt machen.

Wir Stadtführerinnen und Stadtführer nehmen gerne die große Herausforderung an und stellen uns immerzu unserer Geschichte, die – wie wir alle wissen – auch nicht nur schön war. Dunkle Fakten werden heute „Dark Tourism“ bezeichnet, und letztendlich gilt, hier auch den ausländischen Kolleginnen und Kollegen zu danken, die oft für diese schwierigen Themen zur Verfügung stehen.
So wie die deutschen Märchen, so bleibt auch unsere deutsche Geschichte lebendig: wunderbar aber auch gruselig – immerzu mit der Hoffnung auf „Happy Ends“. Wir alle können dazu beitragen.

Der diesjährige Weltgästeführertag – gestaltet von Stefan Heitbrink – lädt ein, Gruseliges und Märchenhaftes zu erleben, so auch die Geschichte der Gebrüder Grimm in Berlin.

Viel Freude wünscht Ihnen im Namen der Gästeführerinnen und Gästeführer vom Verband der Berliner Stadtführer Berlin Guide e.V.

Ihr

Markus Müller-Tenckhoff
1. Vorsitzender Berlin Guide – Verband der Berliner Stadtführer e.V.

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